Modafinil hat den Ruf, das Gedächtnis und die Lernfähigkeit gesunder Menschen zu verbessern. Viele Studenten nehmen es beispielsweise, um sich auf Prüfungen vorzubereiten. Auslöser für diesen Trend war eine Studie über die Wirkung des Medikaments, das zur Behandlung von Narkolepsie zugelassen ist. In vielen Medien wurde Modafinil daraufhin als „Smart Drug“ angepriesen, die die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigern kann.

Was die Forschung zu Modafinil sagt

Forscher verabreichten 64 gesunden Freiwilligen entweder Modafinil oder ein Placebo und ließen sie einen Sprachtest absolvieren. Entgegen der Schlagzeilen vieler Medien reagierten die Probanden, die Modafinil eingenommen hatten, langsamer und waren nicht genauer als die Probanden, die ein Placebo eingenommen hatten. Diese Behauptung scheint auf einer früheren Studie eines der Forscher zu beruhen.

Die genaue Art und Weise, wie Modafinil die „Wachheit“ verbessert, ist nicht vollständig geklärt. Obwohl der in der Studie verwendete Test nur eine von mehreren Messungen der kognitiven Funktion ist und Modafinil die Leistung in anderen Tests durchaus verbessern könnte, stellt sich die Frage, ob sich das Risiko lohnt.

Modafinil ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das nur zur Behandlung von Narkolepsie zugelassen ist. Es ist nicht frei von Nebenwirkungen und wurde unter anderem mit schwerwiegenden psychiatrische Störungen und Hautreaktionen in Verbindung gebracht.

Nach Ansicht der Arzneimittelbehörden überwiegt der Nutzen von Modafinil die Risiken nur bei der Behandlung von Narkolepsie. Nur weil man Modafinil rezeptfrei online kaufen kann, heißt das nicht, dass man es auch tun sollte.

Wo kommt die Geschichte her?

Die Studie wurde von Forschern der Universitäten Cambridge, Nottingham und Towson durchgeführt. Finanziert wurde sie vom Wellcome Trust.

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlicht. Diese Zeitschrift ist frei zugänglich. Das bedeutet, dass ihr Inhalt kostenlos gelesen werden kann.

Trotz der Erwähnung der aktuellen Studie schien sich ein Großteil der Medienberichterstattung auf die Ergebnisse einer Studie zu konzentrieren, die von einem der Forscher bereits im September 2014 veröffentlicht worden war. Interessanterweise lautete der Titel seiner Pressemitteilung: „Smart drugs won’t make smart people smarter“. Um zu sehen, wie weit eine Nachricht in den Medien verdreht werden kann, vergleiche man dies mit der Schlagzeile des Daily Telegraph: „Smart drug may help improve creative problem solving“. Im Vergleich dazu war die Schlagzeile des deutschen Wissenschaftsmagazins Scienxx genau richtig: „Hirn-Doping macht schlaue Menschen nicht schlauer“.

Wie wurde die Wirkung von Modafinil untersucht?

Es handelte sich um eine randomisierte, kontrollierte Studie, in der die Wirkung von Modafinil (ein Medikament, das zur Behandlung von Narkolepsie zugelassen ist) auf die Leistung gesunder Personen beim Hayling-Satzvervollständigungstest untersucht wurde. Bei diesem Test werden Sätze vorgelesen, in denen ein Wort fehlt. Der Proband muss entweder das fehlende Wort nennen oder ein anderes Wort, das mit dem Satz nichts zu tun hat.

Narkolepsie ist eine seltene Schlafstörung, bei der der normale Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist und die Betroffenen unter übermäßiger Tagesmüdigkeit leiden. Die Forscher führten dieses Experiment durch, weil sie vermuteten, dass Modafinil die Leistung bei einer Aufgabe verbessern und gleichzeitig verlangsamen könnte. dieses Phänomen, wird als „verzögerungsabhängige kognitive Verbesserung“ bezeichnet. Modafinil wird Berichten zufolge von einigen gesunden Personen, insbesondere Studenten, außerhalb der zugelassenen Indikationen als „intelligente Droge“ zur Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit verwendet. In einer Umfrage auf einer Studentenwebsite wurde geschätzt, dass 20 % der Studenten Modafinil eingenommen haben, wobei fast die Hälfte das Medikament online gekauft und viele es täglich eingenommen haben.

 

Was wurde in der Studie untersucht?

Die Forscher wählten 64 gesunde Personen nach dem Zufallsprinzip aus, die entweder eine einmalige orale Dosis von 200 mg Modafinil oder ein Scheinmedikament (Placebo) erhielten.

Zwei Stunden nach der Verabreichung des Medikaments bewerteten die Forscher die Leistung der Probanden beim Hayling-Satzvervollständigungstest. Der Hayling-Test bestand aus 30 Sätzen, in denen jeweils das letzte Wort fehlte und die so konstruiert waren, dass das fehlende Wort stark eingeschränkt war. Im ersten Teil sollten die Teilnehmer die Sätze hören und so schnell wie möglich ein Wort nennen, das den Satz korrekt und sinnvoll vervollständigt.

Anschließend wurden die Teilnehmer gebeten, die Sätze so schnell wie möglich mit Wörtern zu vervollständigen, die nichts mit der Bedeutung der Sätze zu tun hatten. Sowohl die Antworten als auch die Reaktionszeiten wurden aufgezeichnet.

Personen, die Modafinil einnahmen, brauchten signifikant länger, um ein Wort zu nennen. Es gab keinen Unterschied in der Anzahl der Fehler im Test zwischen den Personen, die Modafinil und denjenigen, die Placebo erhielten, was darauf hindeutet, dass Modafinil die Genauigkeit nicht verbesserte.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass in dieser Studie „Teilnehmer, denen Modafinil verabreicht wurde, in allen Aufgabenabschnitten signifikant länger für die Bearbeitung des Hayling-Satzvervollständigungstests benötigten als Teilnehmer, denen Placebo verabreicht wurde, ohne dass eine Verbesserung bei den Fehlern in der Aufgabe beobachtet wurde“.

 

Ist Modafinil als Neuro-Enhancer geeignet?

Es wird berichtet, dass Modafinil häufig außerhalb seiner zugelassenen Indikation (Behandlung der Narkolepsie) zur Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit eingesetzt wird. Die vorliegende Studie lässt Zweifel an diesen angeblichen Wirkungen aufkommen. In dieser randomisierten kontrollierten Studie verlangsamte das Medikament die Antworten. Es hatte aber keinen Einfluss auf die Genauigkeit der Leistung im Hayling Satzvervollständigungstest.

Die genaue Art und Weise, wie Modafinil die Vigilanz verbessert, ist nicht vollständig geklärt. Der Hayling-Satzvervollständigungstest ist nur ein Maß für die kognitive Funktion. Es wäre möglich, dass Modafinil die Leistung in verschiedenen Tests unterschiedlich beeinflusst. Modafinil ist beispielsweise ein Mittel, das die Konzentration fördert und Ablenkungen beim Lernen verhindert. Wie es auf einer Studenten-Website heißt: „Es ist ein großer Anreiz für faule Leute, sich zum Arbeiten zu zwingen“.

Vor allem aber ist Modafinil ein verschreibungspflichtiges Medikament, das nur für die Behandlung von Narkolepsie zugelassen ist. Das Medikament ist nicht frei von Nebenwirkungen. Es wurde mit dem Risiko schwerwiegender unerwünschter Wirkungen in Verbindung gebracht. Dazu gehören psychiatrische Störungen, Hautreaktionen und eine Beeinträchtigung der Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel.

In dieser Studie wurde nur die einmalige Anwendung dieses Arzneimittels an einer relativ kleinen Stichprobe von Personen untersucht. Es ist nicht bekannt, welche Nebenwirkungen bei gesunden Personen auftreten können, die das Medikament regelmäßig nur zur Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit einnehmen.

Die Europäische Arzneimittelagentur kam zu dem Schluss, dass der Nutzen von Modafinil bei der Behandlung von Narkolepsie die Risiken überwiegt. Für andere Indikationen kann dieses verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht empfohlen werden. Es ist daher nicht ratsam, dieses Medikament oder ähnliche Produkte ohne ärztliche Verschreibung zu kaufen.

 

https://www.nicswell.co.uk/health-news/smart-drug-modafinil-may-not-make-you-brainier

 

Modafinil